Kennst Du das, wenn Du was machst, was an sich gut aussieht und Du an sich auch keinen Fehler benennen kannst, aber einfach weist, dass es DAS noch nicht ist? Das da noch was fehlt? Das i-Tüpfelchen, das es einfach „richtig“ macht? Wenn ja, dann dürftest Du meine derzeitige Situation verstehen. Auch wenn ich der Überzeugung bin, dass sich Rubens Kleidung in die richtige Richtung entwickelt, bin ich doch mit dem heutigen Entwurf noch nicht wirklich zufrieden. Es fehlt einfach das Besondere oder auch eine Konsequenz sich klar auf etwas Neues einzulassen und den damit beschrittenen Weg kompromisslos zu beschreiten.
Eine Charakterkleidung ist selten etwas, das einem aus heiterem Himmel einfällt und ohne eine Grundlage auskommt, denn das Rad kann man nicht neu erfinden. Seien es Kleidung aus Filmen oder Zeichnungen oder aus der Historie – immer sind diese Ideengeber und Vorlagen für das, was man dann letztendlich für seinen Charakter entwickelt. Gerade wenn man, wie ich, möglichst nah an den historischen Vorbildern agiert, sind Seiten von Reenactmentgruppen (wie diese hier) ebenso sinnvoll wie die empfehlenswerten Bücher von Osprey-Publishing, in denen man Bilder wie dieses hier findet (Der Mantel des Pancerni-Kosacken trifft schon stark meinen Geschmack). Wenn man dann mal weiß, wie das gesuchte Kleidungsstück heißt (was bei dem Kosackenmantel, dem Zupan, etwas gedauert hat), kommt man über die Google-Bildersuche dann auf Bilder wie dieses hier.
Naja, irgendwann hat man dann mehr Vorlagen, als man eigentlich gebrauchen kann. Vielleicht sogar soviel unterschiedliche Versionen, dass man dann die Qual der Wahl hat, für was man sich letztendlich entscheidet. Aber das gehört zur Ideenfindung meiner Ansicht nach dazu. Auch ist das langsam die Phase, in der sich eine Richtung heraus kristallisiert und damit begonnen wird über Details nachzudenken – und über die Ausführung, sprich das Nähen. Ebenso von den Kleidungsstücken, die meist von anderen Kleidungsstücken verdeckt sind, aber nicht weniger Aufmerksamkeit verlangen, wie in meinem Fall das Hemd (ein mögliches Beispiel findet man auf dem Bild).
Details geben einer Kleidung Individualität und Charakter. Es gibt viele Mäntel, aber erst die besonderen Details werden ihn zu einem, zu Deinem Mantel machen. Selbst wenn Du Dir ein Kleidungstück bei einem Larpausstatter bestellst kann ich nur empfehlen ihn durch Aufbringen besonderer Details wie Zierschmuckstücke, Fibeln, Borten, etc. aufzuwerten. Als die Larpausstatter mehr wurden sah man oft ein und denselben Mantel mehrfach rumlaufen – in ständig gleichem Aussehen. Obwohl die Charaktere, die mit dem Mantel rumliefen, aus unterschiedlichen Kulturen kommen und sonst auch individuell sind. Gerade die individuellen Hintergründe, wie die Kultur, aus der Dein Charakter stammt, kann man über die Kleidung transportieren. Selbst in einer uniformierten Truppe wird jeder Soldat einen Spielraum haben, um sich durch Details von den anderen Charakteren abzusetzen.
Ja, Details sind wichtig. Sie können einen aber auch an den Rand des Wahnsinns treiben. An sich ist Nähen nicht schwer und mit etwas Übung kann man schon weit kommen. Natürlich gibt es einige Wut- und/oder Nervenzusammenbrüche, aber man kann es relativ relaxt angehen. Nicht bei den Details. Denn da beginnt es meist echt kompliziert zu werden und wenn ich mir die Detailideen für Rubens Kleidung so ansehe bin ich mir selbst noch unschlüssig wie viel ich mir davon antuen werde. Hier mal drei Beispiele:
- Stickereien, wie sie bei den Slawen üblich waren. Auch wenn sie recht einfache geometrische Formen (kuck hier und hier) aufweisen muss ich wohl doch langsam anfangen auch Sticken zu lernen.
- Selbstgemachte Borte oder Wieesauchimmernochmalheißt mit Knöpfen (die zwar toll aussehen, aber nach meiner Recherche gut 5 €/Stück kosten), weil der Verschluss hier so toll aussieht.
- Selbstgeknotete Knöpfe. Klingt komisch, ist aber so. Und wie man das macht kann man hier sehen: Klick. Ich glaube da darf man keine Wurstfinger haben …
Ich glaube es dürfte klar sein, warum ich damit noch hadere. Wie man sieht kommt man bei einer Gewandung schnell vom Hölzchen aufs Stöckchen und bevor man es sich versieht hat man eine ausgewachsene Eiche in der Hand. Aber bevor ich jetzt schon einen Rappel bekomme wieder zurück zu den Basics und die Schnittmuster. Natürlich gibt es selbst für das, was ich überlege, historisch mehr oder minder belegte Schnittmuster – und sogar von meinem Lieblingsschnittmusterhersteller Reconstructing History: hier und/oder hier. Mit den Schnittmustern von denen habe ich bisher immer nur gute Erfahrungen gemacht und sie sind ihren Preis wert. Wer es aber preiswerter haben möchte oder muss, der wird auch im Internet fündig (wobei die Übertragung dann jedoch mehr Arbeit ist): Patterns.
Auch wenn man das Endergebnis leider nicht zu sehen bekommt sind auch die folgenden Beiträge in einem Blog nicht uninteressant: Polish Jacket, the first post ° Polish Jacket, Zupan, the second post ° Zupan, Material ° Zupan, Post 3 – Construction ° Zupan, Post 4 – Buttons ° Zupan, Post 5 – Bobble and Loop Fastening ° Zupan, Post 5 – Trim … ja, da hat sich jemand wohl verzählt. Und wie erwähnt wird nicht weiter beschrieben, wie der Mantel gemacht wird. Schade.
Vorlagen dürfte ich jetzt genug haben – Zeit mich an eine weitere Skizze für ein Gewandungskonzept zu setzen.